„Konzerte von Robert Forster sind wie ein Klassentreffen: man trifft alte Bekannte wieder, die man schon lange nicht gesehen hat“, wird ein Klassenkamerad nach dem ausverkauften Konzert im Akzent Theater sagen. Gespräche schon vor dem Konzert: Wer war beim legendären Gig im WUK dabei, als The Go-Betweens in voller Besetzung – mit Grant McLennan – gespielt haben? Weiß der Streber aus der 1. Reihe wirklich die Titel aller Forster-Solo-Alben in der Abfolge ihrer Veröffentlichung? Und ist das Schwärmen für das Mädchen aus der 8. Reihe längst verflogen? Für wieder andere gilt das herrliche Schneida-Zitat: „Er war in der Schul' schon a Trottel“. Und habt ihr auch alle Robert Forsters tolles Buch „Grant & I“ gelesen – oder wenigstens den Klappentext in der Pause abgeschrieben?
Melancholischer Abend
Es sollte ein melancholischer Abend werden, das letzte Konzert einer anstrengenden Tour. Robert Forster tritt gemeinsam mit seinem Sohn Louis auf: 2 Gitarren, 1 Bass. Sofort sind Bilder vom Konzert mit seiner leider an Krebs erkrankten Frau Karin ("She's a fighter") präsent, das einst auf derselben Bühne stattgefunden hat. Forster wirkt abgekämpft, hat merklich abgenommen. Ein Online-Posting berichtet eindrücklich vom Tour-Stress und davon, dass ihn sein eigener Song „Tender Years“ während eines Tour-Konzerts anpackt. Menschlich und berührend. Auch Bühnenmenschen dürfen Gefühle und sich verletzlich zeigen.
Die Forsters spielen routiniert, es ist ein präzises Konzert, mit Songs vom neuen Album „The Candle and the Flame“ und einigen Klassikern von früher.
Die schönen Momente werden bleiben
Zwischendurch wieder ein Erinnerungsfetzen: „The Clark Sisters“, gemeinsam mit Frau Karin an der Geige. Ätherisch und genauso intensiv wie die Kassette mit dem Konzertmitschnitt aus dem U4, Mitte der 1980er-Jahre. Schöne Momente, die im Herzen bleiben werden. Vielleicht mit ein wenig Verklärung verknüpft (siehe 8. Reihe, siehe oben), aber die schadet auch im wirklichen Leben nicht. Sowieso gilt: the show must go on. So gab Robert Forster im Akzent Theater mit „Dive for your memory“ – vom noch immer gültigen wahrscheinlich besten The Go-Betweens-Album „16 Lovers Lane“ – den zu guten Erinnerungen passenden schönen Abschluss. War das die letzte Begegnung vor einem längerem Abschied oder wird man einander gereift, unter leichteren Umständen Träume verwirklichend wieder sehen? Das Leben ist schließlich ein langer Fluss, in dem man nach Erinnerungen tauchen kann („We stood side by side, strong and true“). Danke, ihr Forsters, bis in einem Jahr; meldet euch mal ihr Klassenkameraden. (jpl)