Im Jahr 2023 gab es, von Thomas Andreas Beck entwickelt, in der Cselley-Mühle in Oslip das Symposion „Österreich ist frei“ mit Musik und Lesungen und kulturellen Bildungsformaten rund um das Thema Demokratie. „Wiednerstand“ greift bewährte Ansätze des Symposions auf und verknüpft sie mit kulturellen Bedarfen des 4. Wiener Gemeindebezirk – dementsprechend entstand das Format auch in enger Zusammenarbeit mit der Bezirksvorstehung, kuratiert von Thomas Andreas Beck und Fabian Burstein. Eröffnung ist am 30. August 2024 – die Kuratoren im Interview.
Von 30. August bis 1. September 2024 findet „Wiednerstand“ im 4. Wiener Gemeindebezirk statt. Warum dort?
Fabian Burstein: Wieden ist im positivsten Sinne ein Bezirk, in dem gerade viel passiert, auch sehr viel Veränderung in der Infrastruktur. In Richtung Mobilitätswende und so weiter. Das sind alles Prozesse, die sind gut und wichtig und werden auf Dauer wertgeschätzt, verursachen aber im Moment auch Gesprächsbedarf. Deshalb gibt es den „Wiedner Kultursommer“, der für sich als Format existiert und bewusst als Instrument der Begegnung und der freudvollen Sommergestaltung im Bezirk wirkt. Wir sind innerhalb dessen sicher eine Schiene, die besonders tief in Themen hinein geht und nicht nur darauf abzielt, dass man sich ein Konzert anschaut oder eine coole Lesung. Sondern darauf, dass man sich intensiver mit Themen auseinandersetzt, denn die gesamtgesellschaftliche Entwicklung macht natürlich nicht vor den Grätzln, den kleineren Sozialräumen, halt.
Am 31. August 2024 findet ein Demokratie-Picknick im Anton Benya-Park statt. Welche besonderen Orte habt ihr noch ausgewählt?
Fabian Burstein: Das ist eine der Hauptideen des Festivals: jeder Ort hat eine Bedeutung. Der Anton Benya-Park war immer ein Projekt, mit dem man darüber nachgedacht hat, wie man Familien in diesem dicht bebauten Gebiet, in eine kleine, grüne Oase hineinbringt. Dort wurde infrastrukturell etwas gemacht und jetzt können dort Schulklassen beispielsweise Unterricht abhalten. Das ist wirklich ein Speakers-Corner der Wieden.
Ihr habt in der Programmierung auch die Kinder mitgedacht, die sich mit ihrem Lieblingsbuch befassen sollen.
Thomas Andreas Beck: Es wird mit Brigitta Höpler, die übrigens auf der Wieden wohnt, einen Schreib-Lese-Workshop für Kinder geben, der dann in einer Bühnen-Präsentation endet. Darauf freue ich mich schon besonders, dass Kinder und Jugendliche niederschwellig zum Festival kommen können.
Wie läuft dieser Workshop ab?
Thomas Andreas Beck: Die Grundidee war, dass Kinder ihr Lieblingsbuch mitbringen, daran arbeiten, sich mit dem Text beschäftigen und daraus selbst entwickelte Texte oder aus diesen Büchern vorlesen werden. Brigitta Höpler arbeitet auch viel mit Text-Collagen, vielleicht zerschnipseln die Kinder die Bücher. Mir persönlich ist wichtig, dass die Kinder ohne Lampenfieber haben zu müssen, in eine Bühnensituation kommen. Denn Demokratie lebt auch davon sich zu zeigen, von der Rede. Davon sich in den Speakers-Corner im Anton Benya-Park zu stellen und zu erleben, welche Macht man auch hat, wenn die Menschen zuhören. So bin ich zum Beispiel zur Musik gekommen: auf einer mit Brettern überdeckten Sandkiste im Gemeindebau in Favoriten. Ich habe mich dort mit der Gitarre hingesetzt und habe gar nicht gewusst wie mir geschieht und plötzlich war ich ein Star. Diesen Geist habe ich in mir: wir wollen wieder ein paar Stars aus den Gemeindebauten herauskitzeln.
„Wiednerstand“ – Fr 30.8. bis So 1.9.2024, 1040 Wien
Programm: https://bursteinundbeck.com