Robert Forster war Frontman der legendären Band The Go-Betweens, deren Karriere 2006 durch den überraschenden Tod von Co-Gründungsmitglied Grant McLennan jäh endete. Um diesen Verlust zu verarbeiten, zog sich Robert Forster einige Jahre in seine Heimatstadt Brisbane zurück. Mittlerweile ist die Trauerphase beendet, und Robert Forster hat 2015 mit „Songs to play“ sein erstes Album seit sieben Jahren veröffentlicht. Zusätzlich hat der mittlerweile 60-jährige Sänger das Buch „Grant & I“ geschrieben, dass im Herbst präsentiert wurde und am 29.11. im Theater Akzent vorgestellt wird. Das nachfolgende Interview wurde vor Forsters letztem Wien-Konzert im Dezember 2015 geführt.

 

Du trittst jetzt öfters mit deiner Frau Karin im Duo auf – wie ist das für euch?

Sehr schön! Es war immer unser Wunsch, einmal gemeinsam auf Tour zu gehen, aber lange Zeit hat sich das nicht ergeben. Unsere Kinder waren noch klein und es gab auch noch andere Gründe, warum das nie geklappt hat. Jetzt gibt es öfter die Möglichkeit  dazu! Ich habe ja jetzt nach langer Zeit wieder ein neues Album veröffentlicht, plus die Kinder sind größer und so hat Karin die Geige wieder aus der Garderobe hervorgeholt (schmunzelt)!

 

Seit dem letzten Album von dir und  „Songs to play“ liegen 7 Jahre. Hast du in dieser Zeit viele neue Songs geschrieben?

Wir haben für „Songs to play“ 12 Songs aufgenommen. Bei 2 davon war ich mit den Aufnahmen nicht zufrieden, obwohl sie sehr gut sind. Es sind also 10 neue Songs am Album. Trotzdem hat sich das gut ergeben, da „Songs to play“ ja auch auf Vinyl erscheint und da nur ca. 40 Minuten Spielzeit zur Verfügung stehen. Da gehen sich 10 Songs gut aus. Die anderen 2 Songs werden sicher auf meinem nächsten Album erscheinen.

 

Welche Musiker haben dich bei den Aufnahmen zu „Songs to play“ unterstützt?

Der Schlagzeuger ist Matthew Peile, ihn kenne ich noch von der Tour für die CD „The Evangelist“. Dann noch Luke McDonald und Scott Bromiley aus der Band John Steel Singers, einer jungen Band aus Brisbane. Das sind junge, enthusiastische Musiker und jeder spielt mehrere Instrumente. Meine Frau Karin war auch bei den Aufnahmen natürlich auch mit dabei.

 

Kannst du etwas über das Studio erzählen, in dem Ihr aufgenommen habt?

Das „Wild Mountain Sound Studio“  ist auf einem Berg, ca. 30 Minuten von unserem Haus in Brisbane entfernt. Dort ist in einem Haus ein Analog-Studio untergebracht. Tolle Atmosphäre. Es hat mich ein bisschen an das legendäre „Big Pink“-Studio von „The Band“ in Woodstock erinnert (schmunzelt). Das Angenehme daran, wenn man in der Nähe vom Wohnort aufnimmt, ist dass man nach jeder Session nach Hause fährt und sich dann die Aufnahmen in den eigenen vier Wänden nochmals in Ruhe anhören kann. Falls etwas nicht passt, ändert man es einfach am nächsten Tag. Es gibt so mehr Möglichkeiten mit den Songs herum zu experimentieren. Wenn du aber in London oder New York aufnimmst, geht das nicht. Da gibt es keine „zweite“ Chance: wenn die Sessions fertig sind, fliegst du nachhause und kannst nichts mehr an den Aufnahmen verändern.

 

Bist du ein Fan von analoger Aufnahmetechnik?

Ja, ich möchte in Zukunft wieder nur analog aufnehmen. Meine letzte CD „The Evangelist“ bzw. das letzte Go Betweens-Album wurden ja alle digital aufgenommen. Ich glaube, analog aufzunehmen passt auch sehr gut zu meiner Musik. Ich bin ja ein Singer/Songwriter.  Wenn du z.B. jemand wie Kate Perry oder Jay C. bist, dann ist digital aufzunehmen sicher gut. Du machst dann deine Musik dann für die „Top Ten“, willst einen  groovigen Hit abliefern und alles muss perfekt passen. Bei mir ist das natürlich anders.

 

Bist du jemand, der gerne Zeit im Studio verbringt?

Überhaupt nicht. Ich bin nicht gerne lange im Studio. Es gibt Kollegen, die sind da ganz anders, und tüfteln ewig an den Aufnahmen herum. Ich fühle mich nach einiger Zeit im Studio immer „klaustrophobisch“. Zu Beginn macht mir die Studioarbeit schon Spaß, aber nach ein paar Wochen habe ich genug!  Dann möchte ich weg bzw. wieder etwas anderes machen.

 

Du bist ein exzellenter Songwriter, das war schon damals bei den Go-Betweens so, aber auch auf deinen Solo-Platten gelingen dir immer wieder außergewöhnliche Kompositionen. Was macht für dich einen guten Song aus?

Gute Frage! Ich glaube, einen guten Song macht aus, dass jemand das ganze Lied hören möchte! Und dass es spannend bleibt, was in dem Lied passiert, wohin es sich entwickelt. Was passiert in der dritten Strophe? Welche Instrumente sind da noch zusätzlich zu hören? Zum anderen glaube ich, dass es wichtig ist, dass ein guter Song auch dann bestehen kann, man Ihn nur auf der Gitarre spielt. Das ist auch bei meinen aktuellen Konzerten so: Oft spiele ich ohne Band, nur solo oder im Duo und dann es ist es wichtig, dass die Songs trotzdem für sich stehen!

 

Hast du von den neuen Liedern auf „Songs to play“ derzeit einen Lieblingssong?

Schwer zu sagen! Ich bin sehr glücklich über „A Poet walks by“. Das ist ein großer, dramatischer Song und wir haben eine gute Aufnahme hingekriegt! Ich war davor echt nicht sicher, ob es klappt, diesen Song gut aufzunehmen. Aber es hat funktioniert, und das war auch bei den Aufnahmen im Studio ein wichtiger Moment, ein Durchbruch! Jetzt ist dieser Song sicherlich ein Highlight der neuen Platte!

 

In „Let me imagine you“ gibt es die die schöne Zeile „Don ´t twitter, let me imagine you“. Was hältst du von den sozialen Medien?

Ich bin nicht gegen die „social media“, lebe nicht nur in der Vergangenheit. Das Lied dreht sich über „Imagination“ bzw. die Vorstellungskraft. Wenn du z.B. auf Urlaub gehst und mir davon erzählst, kann ich versuchen, mir das einfach nur vorzustellen. Ich brauche nicht unbedingt ein Foto davon. Ich kann meinen Kopf bzw. die Gedanken und die Vorstellungskraft benutzen. Um das geht sin diesem Lied, so nach dem Motto: Lass mich träumen! Das ist die Message!

 

Was sind Zukunftspläne?

Ich möchte weiter mit dem neuem Album touren, außerdem arbeite ich an einem Buch über meinen verstorbenen Band-Partner Grant McLennan. Das Buch wird sich um unsere Freundschaft und die Geschichte der Go-Betweens drehen. (rlf)

 

>> www.robertforster.net