Interview mit "Soulitaire"

"So ein Gesamthema gibt es für das Album eigentlich nicht, aber es sind im großen und ganzen philosphische Fragen zum Leben und zu bestimmten Lebensituationen."


Wie kam es zu deinem neuem Projekt „Soulitaire“?

2015 bin ich vor einem Konzert in einem Backstage-Raum mit einer alten, schwarzlackierten Gitarre, die nur vier Seiten hatte, herumgesessen und mir war fad. Da habe ich eine herumliegende Batterie als „Slide“ verwendet und die Gitarre mit einer offenen Stimmung gespielt, damit irgendwas Sinnvolles herauskommt. Das alles aber nur, um mir ein bißchen die Zeit zu vertreiben. Es ist aber dann ziemlich schnell ein Song entstanden, zumindest eine instrumentale Idee und ich habe diese Skizze gleich mit dem Handy aufgenommen. Später habe ich dann einen Text dazu geschrieben und so war ziemlich schnell der Song „In between this noise“ fertig! Das war die Geburtstunde von meinem neuen Projekt!

 

Wie ging es dann weiter?

Für mich war das ein spezieller Moment, weil ich in der Zeit davor intensiv mit deutschen Texten experimentiert habe, und da zum ersten Mal seit 1,5 – 2 Jahren wieder was auf Englisch geschrieben habe. Ich habe mich da gleich wieder irgendwie zuhause gefühlt, weil ich der Großteil meines Repertoires auf Englisch ist und ich mich in dieser Sprache sehr wohl fühle. Gleichzeitig habe ich genau gespürt, da tut sich jetzt etwas Neues für mich auf!

 

Was ist der Unterschied zu deinen bisherigen Sachen?

In der Vergangenheit war es fast ausschließlich so, dass wenn ich einen Song geschrieben, meistens auf der Akustik-Gitarre, das der nächste Schritt immer war, für den Song ein Arrangement zu finden. Sprich: jetzt nehme ich das auf, dann kommt Bass, Schlagzeug und Keyboard dazu, vielleicht noch eine zweite Gitarre, Backing Vocals, etc. Bei diesem Song war es aber das erste Mal so, dass ich wußte, es passt so! Der Song funktioniert genau so, nur mit Gitarre und Stimme, alles weitere würde Ihn nur verwässern! Das war für mich der Knackpunkt und die Inspiration, in diesem Stil weiter zu machen und dieser minimalistischen Position heraus neue Stücke zu erarbeiten. Ich habe dann wieder auf meine normale Akustik-Gitarre gewechselt und viel mit offenen Stimungen gearbeitet, wie das z.B. auch Joni Mitchell bei Ihren Songs früher oft gemacht hat. Beim Song „Speak to me“ habe ich dann auch mit einer perkussiven Spielweise experimentiert.

 

Zurück zu deinen Anfängen – wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?

Als ich ca. sechs Jahre alt war, habe ich beim Besuch bei Verwandten immer viel Musik gehört, mein Onkel war damals z.B. ein großer Beatles-Fan! Damals habe ich auch LP´s von Peter Ratzenbeck gehört, habe dazu auf der hohen E-Saite der Gitarre mitgespielt und irgendwann den Entschluss gefasst, dieses Instrument zu lernen. Ich habe dann ab Schulbeginn in der Musikschule Gitarre gelernt, zeitgleich habe ich meine Liebe zur Perkussion bzw. dem Schlagzeug entdeckt! Diese beiden Instrumente begleiten mich seither durch mein Leben. Schlagzeug habe ich zwar nie professionell gelernt, ich verfüge aber doch über einige Kenntnisse. Später habe ich mich dann mehr für Rock u. Pop bzw. für die E-Gitarre interessiert, und als ich ca. 17 Jahre alt war, habe ich in einem Trio mitgespielt, wo wir u.a. Jimi Hendrix gecovert haben.

Was bedeutet der Albumtitel "I believe in rainbows"?

Der Albumtitel stammt aus dem Song „One of many parts“ und ist ein Statement zugunsten der Vielfalt. Ich glaube an die Notwendigkeit der Vielfalt in der Gesellschaft und dass es wichtig ist, Andersartigkeiten zuzulassen. Auch in Bezug auf Sachen wie die Gender-Themen und die Flüchtlingsfrage, die beide derzeit immer wieder in den Medien diskutiert wird. Mit diesen Fragen beschäftige ich mich in „One of many parts“. Der Songtitel soll meine Meinung ausdrücken, dass wir alle Teil von einem großen Ganzen sind.  Wenn ich z.B. irgendwo billige Schuhe kaufe, muss ich davon ausgehen, dass diese Schuhe irgendwo in der dritten Welt unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen erzeugt wurden. Vielleicht wurde ja sogar auch die Umwelt dabei verschmutzt. Diese Dinge haben immer irgendwie alle einen Zusammehang und ich finde, es ist eine der großen Herausforderungen in einer globalisierten Welt, sich dieser Dinge nicht nur bewußt zu sein, sondern auch für sich selbst entschieden, wie will ich damit umgehen? Ich nehme dieses Thema auch im Song „No“ wieder ein bißchen auf.

 

Ist ein Solo-Projekt wie „Soulitaire“ auch vom wirtschaftlichen Standpunkt her leichter umzusetzen?

Ich mache sehr gerne Musik mit anderen gemeinsam,  und habe auch in meinen früheren Projekten meistens in Bands gespielt. Auch bei meinem letzten Solo-Projekt „Ben Martin“ war ich meistens mit einer Band unterwegs.Trotzdem heißt das natürlich immer, dass man gut planen und kalkulkieren muss, um für Konzerte, PR, etc. immer einen gewissen finanziellen Rahmen zu haben, damit man alles bezahlen kann. Das geht sich dann oft nur knapp oder manchmal auch gar nicht aus. Da ist viel Aufwand dahinter, meistens mit wenig langfristiger Perspektive. Mit Soulitaire habe ich ein bißchen mehr Freiheit, mache ab und zu auch einen kleinen Gewinn, und das ist jetzt in meiner derzeitigen Situation, wo ich auch eine Familie habe, nicht so unwichtig.

 

Was sind deine Zukunftspläne?

„Soulitaire“ ist für die naher Zukunft sicher das Hauptprojekt, dem ich mich am meisten widmen werde. 2017 wird es sicher einige Live-Konzerte geben. Zusätzlich es gibt in diesem speziellen Set-Up mit Gitarre und Stimme für mich noch viel zu lernen und zu entdecken. Ich möchte auch bald wieder neue Songs schreiben. Viele Freunde und MusikerkollegInnen haben mir rückgemeldet, dass „Soulitaire“ von allen früheren Projekten das ist, dass mir, so wie sie mich kennen, am meisten entspricht! Deshalb werde ich das sicher intensiv weiterverfolgen. (rlf)

 

http://www.soulitairemusic.com/

 

Live: 18.10. Wien, Chelsea