Juan Reinaldo Sánchez: Das verborgene Leben des Fidel Castro

Ein brisantes Buch. Juan Reinaldo Sánchez war 17 Jahre lang Leibwächter von Fidel Castro, seine Lebensgeschichte hat er in diesem Bericht festgehalten. Es ist eine Geschichte von Aufstieg und Fall: auf eine Karriere im Staatsdienst, in deren Rahmen Sánchez an vorderster Front Fidel Castros Leben beschützt und sein eigenes dabei riskiert hat, folgt der Fall. Als Juan Reinaldo Sánchez sein Gesuch auf Rente einreicht, wird er vor ein Militärgericht gestellt und für zwei Jahre in ein mit Kakerlaken und Krankheiten verseuchtes Gefängnis in der Nähe von Havanna gesteckt – Folter inklusive. Doch man kann den nun ehemaligen Geheimdienstler nicht brechen, er kommt nach 2 Jahren frei und schafft im zehnten Versuch die Flucht nach Florida.

 

Luxusleben des Diktators

 

Im Buch erzählt er detailliert von seiner Arbeit und seiner Karriere, aber ebenso genau vom luxuriösen Leben des kubanischen Diktators. Castro verfügt über mehrere Jachten, eine Privatinsel, mehrere Anwesen in verschiedenen Provinzen Kubas, kurzum: er regiert Kuba so ähnlich wie ein Großgrundbesitzer seine riesige Finca regieren würde. So ergibt sich insgesamt ein zwiespältiges Bild von Fidel Castro: denn während er einerseits das Zünglein in der Waage in der Weltpolitik spielt und sich in Kriege wie in Angola und Nicaragua einmischt, um die kubanische Revolution schließlich doch in die ganze Welt zu tragen, leidet seine Bevölkerung unter der Mangelwirtschaft und unter flächendeckender Bespitzelung. Während die KubanerInnen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im wahrsten Sinne den Gürtel enger schnallen müssen, gibt Castro allein für einen 5 Tage dauernden Staatsbesuch in Simbabwe 2 Millionen Dollars aus: der Leibwächter, wird mit einem Koffer voll Bargeld voraus geschickt, um Häuser und Autos für den Staatsbesuch zu kaufen.

Sánchez erzählt wie in Ungnade gefallene MitarbeiterInnen des Regimes von Castro eiskalt fallen gelassen werden. Auch ein hoch dekorierter General wird etwa des Drogenhandels bezichtigt und hingerichtet – ein Drogenhandel, der freilich unter Billigung und somit Mitwirkung des kubanischen Regimes von Südamerika über Kuba in die Vereinigten Staaten gelaufen ist. All das erzählt der ehemalige Leibwächter aus erster Hand, sein Bericht wirkt authentisch, zahlreiche Fotos zeigen ihn und Castro bei Staatsbesuchen. Eine Google-Earth-Abbildung von Castros Privatinsel ist ebenso inkludiert.

 

Militär kontrolliert staatliche Tourismusbetriebe

 

Ein Buch, das man lesen könnte, bevor man zum Pauschalurlaub in den kubanischen Ort Varadero aufbricht, denn auch dieser sollte zwiespältig gesehen werden: die Strände dort sind zwar wunderschön und die TouristInnen werden mit allem versorgt, was sie brauchen. Doch nur wenige Kilometer entfernt leidet die Bevölkerung auch heute zum Teil an Hunger und wer als PauschaltouristIn kommt, unterstützt letztlich das Regime – denn die staatlichen Tourismusbetriebe, etwa Gaviota, sind der Armee unterstellt. Wohin Gaviotas Gewinne fließen, ist also klar. Der Autor macht mit seinem Buch klar: Fidel Castro hat mit seiner Revolution bestimmt eine positive Wende gewollt. Wie so viele Revolutionäre ist er aber auch mit seiner Revolution gescheitert – über die Revolution möge die Geschichte urteilen, hat Castro einst gesagt. Juan Reinaldo Sánchez erzählt in seinem interessanten Buch einen Teil dieser Geschichte. (jpl)

 

Juan Reinaldo Sánchez: Das verborgene Leben des Fidel Castro. (Bastei Lübbe: 2015)

>> www.luebbe.de